Amaro'S GESCHICHTE

Die Rettung eines Freiberger-Fohlens

Ursula, Sozialpädagogin an einer Schule und ehemaliges Vorstandsmitglied vom Tierschutzverein Nidwalden wurde an einem Montagmorgen von einer ihrer Schülerinnen völlig aufgelöst vor der Schule abgepasst. Im Gespräch mit dem Mädchen erzählte dieses, dass ihre Mutter, eine Pferdezüchterin, ein im März 2020 geborenes Fohlen in die Metzg geben will. Das Fohlen hatte bei einer Fohlenschau die Punktezahl nicht erreicht und ist demzufolge «nicht mehr lukrativ».

Ursula rief die Mutter des Mädchens noch am selben Abend an. Im Gespräch hörte sich Ursula irgendwann sagen, dass sie ihr das Fohlen abkaufen will. Die Mutter gab ihr 24 h Zeit eine Lösung zu finden, ansonsten gehe das Fohlen zum Metzger.

Pate / Patin werden


Ursula setzte sich ins Auto und fuhr nach Kerns in den einzigen Stall, denn sie kannte und sprach dort mit den Stallbesitzern. Glücklicherweise haben sie ein Fohlen im Stall und noch einen freien Platz. Welch glückliche Fügung!

 

Daraufhin rief Ursula alle möglichen Leute und Vereine an und bat um finanzielle Mit-Hilfe. Leider vergeblich.

Als ehemaliges Vorstandsmitglied weiss Ursula, dass der Tierschutzverein Nidwalden keine Möglichkeiten hat, ein Fohlen zu finanzieren. In ihrer Verzweiflung rief sie uns trotzdem an.

 

Nachdem Ursula uns am Telefon die Geschichte erzählt hat, erklärte sie uns, dass sie für die Auslösesumme aufkommen, aber unmöglich die monatliche Miete für den Stall bezahlen könne (den sie auch schon gefunden hätte).

Ob wir uns evtl. daran beteiligen könnten oder aber sonst eine Idee hätten, wie das Fohlen gerettet werden könne.

 

Leider verfügt der TSN nicht über die nötigen finanziellen Mittel, um für den Unterhalt eines Fohlens (Stallmiete, Hufschmid, Tierarzt etc.) aufzukommen. So gerne wir dies auch möchten.

 

Als ehrenamtlicher Verein finanzieren wir uns über Mitgliederbeiträge (167 Mitglieder; Stand 2020) und Spenden.

Wir erhalten keine finanzielle Unterstützung von Ämtern oder Behörden.  

Traurige Tatsache

Hier in der Schweiz könnten wir tagtäglich zig Fohlen vor dem Metzger retten!

An den Fohlenschauen zum Beispiel steht immer ein Transporter bereit, der die Fohlen, die nicht die gewünschte Punktzahl erreichen, anschliessend verladen und zum Metzger gefahren werden.

Kurz darauf wird die Stute wieder besamt und der Kreislauf beginnt wieder von vorne...

 

Wo Geld, Anerkennung und Profit regiert, wird vergessen, dass Tiere auch Gefühle und ein Recht auf Leben haben... 


Man ist aber kein Tierschutzverein, wenn man es nicht irgendwie versucht...

Um mal die Stallmiete für eine gewisse Zeit zu finanzieren, wurde der Vorstand und die freiwilligen Helfer des TSN angefragt, ob vorübergehend jemand monatlich etwas beisteuern kann. Innerhalb von 20 min. war die Summe für die Stallmiete gesichert. Also machten wir Nägel mit Köpfen.

Wie kommt das Fohlen nach Kerns?

Da kamen die Stallbesitzer Prisca und Guiseppe wieder ins Spiel, die uns anboten, mit dem eigenen Pferdetransporter das Fohlen abzuholen und nach Kerns zu bringen, auf eigene Kosten! Welche Engel. 

 

Freude und Trauer kamen gleichzeitig. 

 

Freude, dass er vor dem Metzger gerettet wurde, traurig, weil er nun von seiner Mutter weggerissen wird.

Am Samstag, 24.10.2020 war es dann soweit. Da sahen wir das Fohlen zum ersten Mal und standen ungläubig, ein wenig erschrocken und sogleich total verliebt vor ihm...

- Erschrocken, weil er doch grösser war als wir es uns vorgestellt haben.

- Sogleich total verliebt, weil er wirklich ein wunderschönes Fohlen ist.

- Ungläubig und unfassbar, dass er fast als Fohlensteak geendet hätte...

 


In Kerns im Stall angekommen, sah man seine Panik gleich an. Ein neuer unbekannter Ort und seine Mutter nirgends zu sehen... Erst wollte er nicht aus dem Hänger. Doch mit viel Ruhe und Geduld liess er sich dann von Prisca und Guiseppe in seine Box führen.

Laut wiehernd lief er unruhig zur Box raus und wieder rein...und rief immer wieder nach seiner Mutter.

EINIGE WOCHEN SIND VERGANGEN...

... und er hat sich wirklich sehr gut eingelebt. 

Dank den anderen Pferden (Offenstall, gemischte Pferdegruppe mit Fohlen und Pferden) ist er nun fleissig am "pferdisch" lernen. Es ist schön, ihn dabei zu beobachten. Ein Wallach hat es ihm von Beginn an besonders angetan, wo A. ist, das ist auch Amaro.

Ein neuer name musste her...

...da waren wir uns sofort einig!

Mit seinem bisherigen Namen "Elvin" konnten wir uns beim besten Willen nicht anfreunden.


Wir waren uns sehr schnell einig: 


AMARO (der Geliebte)

 

So soll er zukünftig heissen.