Wissenswertes zur rehkitzrettung

Verhalten der Rehgeiss

Mit Vorliebe suchen tragende Rehgeissen hohes Gras in Waldrandnähe auf, um ihre Jungen darin zur Welt zu bringen. 

Die Hauptabsetzzeit beginnt Ende April und dauert bis Mitte Juli. Je höher die Lage der Wiese, umso später das Setzen des Rehkitzes.

Nachdem die Rehgeiss nach der Geburt ihre zwei bis drei Kitze trocken geleckt hat, um jeglichen Geruch zu entfernen, suchen sich die Kitze unabhängig voneinander (ca. 20 – 50 m auseinander) einen Liegeplatz. Im hohen Gras sind sie gut getarnt und verhalten sich reglos (Drückverhalten).

Zur Nahrungssuche entfernt sich die Rehgeiss nie weit weg von ihrem Nachwuchs und kehrt regelmässig zurück, um sie zu säugen. 

Das Drückverhalten zeigen die Kitze zwei bis drei Wochen. Werden sie entdeckt verfallen sie in eine Art Starre. Erst ab der dritten Woche versuchen sie sich durch Flucht in Sicherheit zu bringen. 

Doch was beim Verstecken vor dem Fuchs Sinn macht, hilft nicht gegen Mähmaschinen!

Folgende Beobachtungen lassen eine Gefährdungssituation vermuten:

  • Wiesen mit Vegetation zwischen 30 und 130 cm Höhe
  • Rehgeissen, die zur Setzzeit wiederholt dieselbe Wiese aufsuchen
  • Rehgeissen, die auf Lockpfeifen reagieren, welche die Hilferufe der Kitze imitieren.
    Aber: Dass keine Rehgeiss auf Lockrufe reagiert, bedeutet nicht, dass auch wirklich keine Kitze zugegen sind!

Mögliche Massnahmen zum Schutz von Wild- und Haustieren

Katzen

Befindet sich das zu mähende Feld in der Nähe einer Siedlung, erscheint es angezeigt, die Anwohner vor der Mahd zu informieren, sodass diese ihre freilaufenden Katzen im fraglichen Zeitraum im Haus behalten können. Wer diese Vorsichtsmassnahmen ausser Acht lässt und dabei Tiere verletzt oder tötet, macht sich strafbar und muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Anmähen

Das Anmähen der Wiese am Vorabend ist wichtig und versetzt die Muttertiere bereits in Alarmbereitschaft! Sie fühlen sich unsicher und entfernen den Nachwuchs häufig aus der Gefahrenzone! Auch vor dem Anmähen der Wiese muss diese auf Rehkitze abgesucht werden.

Feld genau beobachten

Wenn eine Rehgeiss Minuten lang am selben Ort verharrt, ohne zu fressen oder zu wittern, säugt sie vermutlich ihr Kitz. Wenn zudem ihr Bauch durch das Stossen des im Gras verborgenen Kitzes zuckt, kann man sich sehr sicher sein. Diese Methode ist jedoch mit hohem Aufwand verbunden und nicht immer möglich (Feld weiter entfernt).

Verblenden / Verwittern / Menschenketten

Damit die Rehgeiss ihren Nachwuchs von der Mähwiese wegbringt, können am Vorabend des Mähtages unten aufgeführte Verblendungs- und / oder Verwitterungsmassnahmen durchgeführt werden:

  • Blaue Tücher und/oder Säcke an Stangen aufhängen
  • Blinklampen an Stangengut sichtbar montieren
  • Akustische Warnsignale (Radio) anbringen
  • Duftmittel z. B. Parfum auf Stoff gesprayt, an Stangen befestigen
  • Blaue Gas-Ballone an Grashalmen festbinden
  • Suchen mit Menschenketten mit oder ohne Hund

 

! Wichtig !

Beim Aufstellen der Massnahmen muss die unmittelbare Umgebung um die Scheuche herum auf abgelegte Rehkitze abgesucht werden. Die Rehgeiss könnte sich eventuell nicht mehr trauen ihr Kitz in der nächsten Nähe der Scheuche abzuholen und aus dem Gefahrenbereich zu führen. 

 

Sollte aus irgendwelchen Gründen am darauffolgenden Tag auf das Mähen verzichtet werden, müssen diese sofort wieder entfernt werden. Sonst gibt es einen Gewöhnungseffekt und die Wirkung setzt aus. 

Mähen

Von innen nach aussen Mähen.

Stösst die Wiese an einen Wald oder Gehölz, soll in Richtung Wald gemäht werden.

Der abgemähte Teil wirkt für viele Tiere wie eine Barriere. Das Ziel ist, einen Fluchtweg offen zu halten.

 

Das Mähen von aussen nach innen ist eine gängige Praxis. 

Diese Mähart zwingt das Kitz zur Flucht, jedoch immer mehr in Richtung Mitte, da das hohe Gras Sicherheit bedeutet. Abgemähtes Gras hingegen bedeutet Gefahr.


 

Man fährt immer in die Mitte des Feldes und mäht dann von innen nach aussen.

So hat das Kitz die Möglichkeit durch das hohe Gras in den Wald zu flüchten.


 

 Entlang von Strassen soll das Mähen von der Strasse her begonnen werden.


Verwaiste Kitze sind sehr selten. 

Ein allein aufgefundenes Kitz ist kaum je verlassen. Die Geiss ist meist ganz in der Nähe. 

Deshalb „Hände weg von jungen Wildtieren“!

Markieren sie den Standort und benachrichtigen sie den ortsdelegierten Jäger. 

Muss ein gefundenes Kitz aus der Mähgraswiese getragen werden, dann bitte nicht mit den blossen Händen berühren. Zum Umsiedeln können Einweghandschuhe oder auch ein Büschel Gras dienen. Gefundene und evakuierte Kitze können in einem unbeachteten Moment allenfalls auf die Wiese zurückkehren. Während dem Mähen aufgespürte Kitze sind deshalb mit einer Harrasse zuzudecken, um sie am Weglaufen zu hindern und sie zu schützen, bis das Mähen abgeschlossen ist. 

Wird ein Kitz gefunden, so muss immer mit einem zweiten oder gar dritten Kitz in unmittelbarer Nähe gerechnet werden. Rehgeissen setzen in der Regel zwei Kitze. 

Wird ein Kitz angemäht und ernsthaft verletzt, muss es aufgrund der Verletzungen leider meist getötet werden. Das Erlösen hat rasch und tierschutzkonform durch den Jäger oder der Wildhut zu erfolgen. Tote und verletzte Tiere sind meldepflichtig.


Quellen: